Auf der R 314 fährt man kurz vor Ballycastle an einem kulturellen Höhepunkt vorbei, den man nicht versäumen sollte und der auch erst seit einigen Jahren so zu besichtigen ist: Céide Fields, eine Steinzeitsiedlung, die lange Zeit unter Torf vergraben war. Sowohl die Entstehung wie auch die Entdeckung von Céide Fields sind eine faszinierende Geschichte.
Vor mehr als 5.000 Jahren wurde an der Stelle der heutigen Ausgrabungen der Boden von Menschen urbar gemacht. Mit primitiven Steinäxten und den einfachen, damals zur Verfügung stehenden Mitteln fällten die frühen Bewohner ca. 250.000 Bäume und gruben auch deren Wurzeln aus, schleppten ca. 250.000 Tonnen Steine und errichteten damit Mauern von 120 km Länge um die Felder und errichteten ein fruchtbares Areal von mehreren Quadratkilometern. Das alles geschah von Anbeginn an planmäßig nach einem geordneten Muster. Jedem Feld war ein Haus zugeordnet, insgesamt lebten dort wohl 300 Personen. Was nicht gefunden wurde, sind Waffen und Wehrmauern, so daß man von einer völlig friedlichen Gemeinschaft ausgehen muß.
Allerdings verursachte die Bewohner von Céide Fields auch eine ökologische Umwälzung, die ihren eigenen Untergang bedeutete, sozusagen eine Öko-Katastrophe der Steinzeit. Ursache für den Untergang der Kultur war vermutlich nicht nur eine Abkühlung des Klimas, sondern vor allem das Abholzen der Bäume und die Bewirtschaftung des Bodens. Bäume nehmen ca. 70% des Regenwassers auf. Als diese fehlten, wurden die Böden zunehmend feuchter. Zusammen mit einer Überweidung und der dadurch entstehenden Düngung der Felder war die Katastrophe perfekt: Die Böden wurden feuchter und moosiger, der Prozeß, der heute Irland an vielen Stellen so grün aussehen läßt, war in Gang gekommen. Schließlich, nach mehreren Jahrtausenden, war das Werk der Erbauer von einer meterdicken Torfschicht überzogen.
Damit verbunden ist die Entdeckung Erforschung der Anlagen: Ein Lehrer und dann sein Sohn machten sich um die Ausgrabungen verdient. Um die Mauerreste unter dem Torf zu finden, bedienten sie sich der Methode der Bauern, mit der diese altes Holz im Torf aufspürten. Eine Lange Eisenstange wird nach unten gedrückt (ähnlich auch der Suche nach Verschütteten in Lawinen). Wo sie ganz nach unten geht, ist nur der Steinboden, wo sie auf Widerstand stößt, war bei den Bauern Holz, in Céide Fields eben Mauern. In die Löcher der Eisenstangen wurden dann gleich lange Bambusstäbe gesteckt. Da sie an den Stellen der Mauern weiter aus dem Boden ragen, läßt sich so der Verlauf der Mauern erkennen, ohne daß alles ausgegraben werden muß. Damit konnten man die großen Ausmaße feststellen. So wurde das Interesse der Archäologen geweckt, die Entsprechenden Ausgrabungen getätigt und schließlich ein sehr gelungenes Besucherzentrum errichtet. Dessen Architektur greift den Vorgang von Céide Fields auf: Das Dach ist zum großen Teil mit Torf und Gras bedeckt, so daß sich das Gebäude hervorragend in die Landschaft einfügt.
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